Read OCR Digitized Article Text
NOTE: This plain text article interpretation has been digitally created by OCR software to estimate the article text, to help both users and search engines find relevant article content. To read the actual article text, view or download the PDF above.
Sonder abdruck aus der ZEITSCHRIFT FÜR NATURFORSCHÜNG Band2b, Heft 9/10,1947 Dieterich’sehe Verlagsbuchhandlung, Wiesbaden, Spiegelgasse 9
Ein Test zur Prüfung der Wirksamkeit insektizider Substanzen und ein Beitrag zum Mechanismus dèr Wirkung von DDT und HCC
Von Peter N. Witt
Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität Tübingen ^Z. Naturforschg. 2 b, 361—366 [1947];’eingegangen am 22. April 1947)
Die Zucht von Calliphora erythröeephala und ein mit ‘diesen Fliegen durchgeführter Test zur Bestimmung der Wirksamkeit insektizider Substanzen werden beschrieben. Hierbei wird der eben ausgewachsenen Fliege die Substanz, gelöst in 0,001 bis 0,002 ccm absol. Alkohol, so aufgetropft, daß volle Wirksamkeit percutan gewährleistet erscheint. Die mit dieser Methode durchgeführte Testung der Organe DDT-yergifteter größerer Tiere (Frosch und Maus) ergibt die geringste Giftigkeit des Gehirnextraktes gegenüber Leber, Lungen, Milz, Nieren und Muskulatur. Versuche an Maden, Puppen und Fliegen zeigen die verschiedene Wirksamkeit von DDT und HCC in den verschiedenen Entwicklungsstadien der Fliege, und durch sie wird wahrscheinlich gemacht, daß das DDT und HCC picht in wirksamer Menge durch die dicken Chitinplatten, sondern durch Gelenkspalten, Sinnesorgane und Stigmen der Insekten eindringt. Endgültige Klarheit . konnte(hierbei nicht erzielt werden. .
Zum Vergleich der Wirksamkeit und zur Erforschung der Wirkungsweise insektizider Substanzen, insbesondere von DDT und HCC? gab es bisher kein befriedigendesvTestverfahren. Den von Läuger1 erwähnten T’est nach Wiesmann fand ich nirgendwo näher ausgeführt, während der von Emmel und Krüpe2 angegebené ungenau ist. Wenn man, wie dort angegeben, Fliegen über ein vergiftetes Deckgläschen laufen läßt, so läßt sich infolge der Verschiedenheit von Geschwindigkeit, Schrittzahl und Weglänge nicht angeben, welche Menge insektizider Substanz hierbei eigentlich eine Fliege bekommen hat* Im Gegensatz dazu versucht der hier beschriebene Test, Fliegen eine genau, bestimmte Menge Substanz beizubringen und ihre Sterblichkeit als Maß für die Wirksamkeit zu nehmen. Er ist auch genügend genau, um eine unbekannte Menge giftiger Substanz in Organextrakten von Tieren zu bestimmen und damit die Angaben von Domenj o z3nachzuprüfen, der den Angriffspunkt von DDT an dem von Tonner4»5, von Buddenbrock6 und Bethe7 beschriebenen peripheren Ganglienzellsystem vermutet.
1 P. Läuger, H. Martin u. P. Müller, Helv. chim. Acta 27, 892 [1944]; vergl. auch A. M y.l i u s u. H. Koechlin, Helv. chim. Acta 29, 405 [1946].
2 L. E m m e 1 u. M. ,K r ü p e, Z. Naturforschg. 1, 691 [1946].
3 R. D o m e n j o z , Schweiz, med. Wschr. 36, 952 [1944].
4 F. T o n n e r , Z. vergl. Physiol. 19 IV, 762 [1933]. 5 F. Tonner, Zool. Jb. 53, 101 [1933].
Nach Fränkel und Rudall8, Wiesmann9, Hoop10 und Kühnelt11 besteht kein prinzipieller Unterschied in der Zusammensetzung der Cuticula von Puppen und Fliegen. Dagegen ist die Haut der Fliegen durch zahlreiche Gelenke, Sinnesorganè und Stigmen unterbrochen, während die Puppe von einem gleichmäßigen Panzer umgeben ist. Ein Unterschied in der Wirksamkeit darauf getropfter Substanz bei Puppe und Fliege könnte danach in der Verschiedenheit der Körperdecke oder in der verschiedenen Ausbildung einzelner Organe in den Entwicklungsstadien der Fliege liegen. Der Unterschied wurde tatsächlich gefunden, nur reichte die Zahl der Versuche noch nicht aus, um endgültige Schlüsse daraus zu ziehen. Weitere Versuche in dieser Richtung sind im Gange.
I. Die Fliegen: Arten,1 Zucht, Durchschnittsgewicht, Sterblichkeit
Gearbeitet wurde mit Calliphora erythröeephala, Lu-cilia caèsar und Phormia, w*obei sich Calliphora als die geeignetste Art sowohl für die Zucht uls auch für den Test erwies, so daß sich die Angaben hauptsächlich auf diese beziehen.
6B. von Buddenbrock, Grundriß d. vergl. Physiol., Berlin 1928.
7 A. B e t h e , Anat. Anz. 12, 31 [1886].
8 G. F r ä n k e 1 u. R u d a 11, Rroc. Roy. Soc. [London] Ser. B 129, T [1940].
9 R. Wiesmann, Vjschr. naturforsch. Ges. Zürich 83 (II), 127 [1938].
10 M. Hoop , Zoolog. Jb. Anat. 57, 438 [1933].
11 W. Kühnelt, Zoolog. Jb. Anat. 50, 219 [1928/29].
* 362
P. N. WITT
Eier bzw. Embryonen wurden für die Zucht auf folgende Weise gewonnen: Entweder wurden Fleischstückchen in die Sonne gestellt, wobei nach wenigen Stunden bereits mehrere Gelege darauf waren, allerdings meist von verschiedenen Arten. Besser war es, nach R © m e i s12 und Frankel13 selbstgezogene Fliegen in einen durch eine Kohlenfadenlampe erleuchteten und geheizten Kasten zu setzen. Die Fütterung erfolgte mit Fleisch und Zuckerwasser; die Fliegen hatten wenige Tage nach dem Schlüpfen ihre Eier auf dem Fleisch abgelegt. Das Schlüpfen der Maden erfolgte nach wenigen Stunden bis Tagen, wobei zeitlich, ebenso wie bei der weiteren Entwicklung, keine Gleichmäßigkeit zu erzielen war.
In dem Fleisch wuchsen die Maden in 3—5 Tagen zur endgültigen Größe heran; die Menge des gegeben nen Fleisches spielt eine wesentliche Rolle für das. Gedeihen der Tiere. Zu wenig Fleisch ergab kleinere Tiere, die sich schwerer verpuppten, wobei eine große Zahl abnorm kleiner Puppen beobachtet wurde. Zuviel Fleisch dagegen brachte die Gefahr mit sich, daß; die Maden darin erstickten. Es hatte sich in bëzüg auf Luftzufuhr und Raum bewährt, das Fleisch’ in einer nach Größe des Geleges ausreichenden Menge (man hat diese mit der Zeit im Gefühl) in flachen Pergamentschälchen auf einen Teller zu stellen, der mit einer Glasglocke bedeckt wurde: Wenn die Maden das Fleisch verließen und einem dunklen und trockenen Ort zustrehten, setzte man sie in eine’ Petrischale mit Zellstoff, in der sich die ersten Tiere nach 5—7 Tagen verpuppten.
Aus dem Zellstoff wurden die verpuppten Tiere täglich herausgesucht. Es bewährte sich auch das Ausschütten der Puppen und Maden auf ein an einer Seite belichtetes Blech. Die Maden krochen dann vom Licht weg und die Puppen blieben unter der Lampe liegen. Sie kamen in Petrischalen, die mit Filtrierpapier ausgelegt waren, und blieben darin bis zum Schlüpfen, wobei täglich 1 Stde. gelüftet wurde. Zu viel Feuchtigkeit machte sich durch Schimmelbildung” bemerkbar, während Austrocknung, zu erkennen an Glanzlosigkeit und Härte, durch Einlegen von feuchtem Zellstoff vermieden werden konnte. Bei 20 ° G und optimaler Feuchtigkeit schlüpften die Fliegen nach 10—11 Tagen; dasselbe Gelege lieferte im allgemeinen etwa 4 Tage lang schlüpfende Fliegen. Es gelang nie, alle Fliegen eines Geleges am selben Tage zum Schlüpfen zu bringen; gleichlautende Angaben finden sich bei Romeis12, Frankel13 und Uvarov14.
Nach 1 bis höchstens 3 Stdn. waren die geschlüpften Fliegen ausgefärbt’, die Flügel hatten sich zur vollen Größe entfaltet und auch der Körper hatte im wesentlichen seine endgültige Form angenommen. Dieser Zeitpunkt scheint der günstigste zum Ansetzen .des Tests zu sein, da die jüngeren Tiere durch die Äthernarkose in ihrer Entwicklung gehemmt werden, wenn diese sie direkt nach dem Schlüpfen mit noeh zusam-‘
12 B. Bömeis u. L. vonBobkLewicz, Arch. Entw.Mech. Org. 47, 119 [1920].
13 G. Frankel, Proc. Roy. Soc. [London] Ser. B
118, 1 [1938].
mengefalteten Flügeln überrascht, während man bei älteren Tieren niemals weiß, wie lange sie überhaupt noch gelebt hätten, was bei Versuchen, die sieh über mehrere Tage erstrecken, eine Fehlerquelle bedeuten kann.
Als besonders wichtig für die Fliegenzucht sind noch Temperatur und Licht zu erwähnen. Für die Zeit der Entwicklung der Maden spielt die Temperatur eine wesentliche Rolle; die Zeit der Verpuppung ist davon abhängig. Man kann z. B. durch Herabsetzen der Temperatur bis wenig über 0° C die Entwicklung um Wochen und sogar Monate verzögern. Fernerhin nimmt bei Temperaturen unter 15° C die Zahl der auskriechenden Maden wesentlich ab, die Maden wachsen langsamer heran und sterben leichter. Bei den1 Puppen wird die Zeit bis zum Schlüpfen verlängert. So gelang es’ einmal bei Aufbewahrung der Pupp;èÄ bei lg®;( ihr Schlüpfen 2 Monate lang zu verhindern, während dann ein großer Teil sich nach Verbringen’- in das wariüéjj Zimmer normal weiter entwickelte. Die erwachsenen Fliegen sind bei niedrigerer Temperatur wesentlich; träger und weniger widerständsfähf^^
Bei den Fliegen spielt genügendes Licht eine große Rolle, während die Maden es fliehen und die Püpf en, nach meinen Beobachtungen, gleichgültig dagegen zu sein ^scheinen. So konnten die Fliegen im geheizten Zimmer ohne künstliches Licht nicht zur Eiablage gebracht werden;*-ebenso legten sie im unbeleuchteten Brutschrank keine Eier. Es scheint eine mindeste Tageslänge und ein bestimmter Helligkeitsgrad erforderlich zu sehr, wie auch aus den Arbeiten vön Uvarov14 hervorgeht.
Um die wirksame Dosis eines zu prüfenden Stoffes errechnen zu können, mußte das Durchschnittsgewicht einer Fliege bestimmt werden. Es lâg bei diesen Ver-f ■suchèn bei Mischung ganz verschiedener Größen und Fliegenarten bei 16—32 mg, bei der ausschließlichen Verwendung von Galliphora liegt es höher.
Die Sterblichkeit unvergifteter Fliegen mußte festgestellt, wer den, da sie ohne Nährungs- und Flüssigkeitszufuhr im Glas gehalten werden. Deshalb würden Leerversuche mit narkotisierten und mit absolutem Alkohol betrppften Fliegen nebenher gemacht, wobei übereinstimmend an verschiedenen Tagen nach 24 Stdn. eine Durchschnittssterblichkeit von 1% gefunden wurde, hach 48 Stdn. von ca. 6 %, nach 72 Stdn. voii ca. 8 % und endlich nach 4 Tagen von ca. 12,5%. Diese Zahlen scheinen im Gegensatz zu denen im Test gefundenen so niedrig zu liegen, daß sie bei der Auswertung, die im allgemeinen nach 24 bis 48 Stdn. erfolgte, nicht berücksichtigt zu werden brauchen. \
Zur Testung zwecks Errechnung der LD 50-;(Dosis letalis für<50% der Tiere).18 für insektizide Substan-
14 B. P. Uvarov, Trans. entomöL Soc. London 79
[i9â|
16 J/. H. Burn, Biolog. ;Äüswertungsmethöden (Übers. Büllbring),. Berliq. 1937.
PRÜFUNG IN S EK TIZ IDE R SUBSTANZEN 363
Tab. 1. Wirkung verschiedene]: insektizider Stoffe auf Fliegen.
zen würden nur ausgewachsene If liegen am Tage des-Schlüpfens verwendet. Durch einen in das Glas ge-légten Äthertupfer wurden sie betäubt. Die zu prüfende Substanz wurde im allgemeinen in absol. Alkohol gelöst und davon 0,001^-0,002 ccm/Tier in Rückenlage aufgetropft, um schnelle Ausbreitung auf der Körper Oberfläche, möglichst räsches Eindringen und ein Vermeiden von Substanzverlusten auf der Unterlage zu ■ erreichen. Absoluter Alkohol War besonders geeignet, da er alle verwendeten Stoffe löst,, leicht tropfbar ist und die Lebensdauer der . Fliegen nicht wesentlich beeinträchtigt (siehe I.). -Trotzdem wurde zu jedem Versuch parallel .»ein Leerversuch mit der gleichen Anzahl Fliegen gemacht, die auch zuerst mit Äther betäubt wurden und die-dann die entsprechende Menge Alkohol auf die Bauchseite getropft bekamen (die Menge des Alkohols ‘spielte keine Rolle). Die durch die Betäubung bewegungslos gewordenen Fliegen wurden in Erlenmeyerkölbchen gebracht, die mit Zellstoff lose verschlossen waren; hier wurden sie nach V’2 Stdp. wieder munter.- .
Bpi, höhen Dosen DDT konnte man gleich beim .Wiederbeginn der Bewegungen Vergiftungserschei-nungeh beobachten, während man eben noch giftige T)os;dn’, hur pfj erhöhter. Sterblichkeit nach 24 bzw. 48 Stdn. beobachten konnte. Dosen dazwischen machten zuerst deutliche Vergiftungserscheinungen, zeigten dann aber wiederhröllige Erholung der Tiere, die wenige*- Stunden später? starben.’ y:( ps: wurde nun die Zahl der toten Tiere überhaupt gezählt, wie auch der zeitliche Ablauf der Vergiftung beobachtet; dabei wurden die gleichen Versuche jedesmal an verschiedenen Tagen angesetzt, um den Einfluß des Klimas möglichst auszuschalten. Dann wurde der Prozentsatz toter Fliegen nach 24 und 48 Stehn errechnet und. zur Verdeutlichung dës’ Genauigkeits7 grades des Ergebnisses der doppelte mittlere Fehler dazugesehrieben. Dieser läßt sich aus der Summe der Quadrate der Einzelabweichungen berechnen; er ist bei der, kleinen Menge von Versuchstieren sehr hoch. Er zeigt bei den unter III aufgefüfirten Tabellen, daß Sie lediglich orientierenden Wert haben und nicht als beweisend gelten können.
Schließlich wurde die LDso errechnet, indem das Mittel aus je einem Versuch mit .einer größeren und einer kleineren Dosis genommen wurde.
Die gewonnenen Ergebnisse gehen aus den Tabellen in III und aus noch, (gemeinsam mit Zeh) in Arbeit befindlichen“ Versuchsreihen hervor.
– III. pCxpèrimenteller Teil
Mit dem in II beschriebenen Test wurde als erstes rein kristallisiertes DDT (Dichlordiphenyl-trichlor-methyl-methari), dann die sogenannte y-Form des HCC {Hexachlor-cyclohexari), ein zweites gereinigtes Produkt der y-Form mait der Bezeichnung HCC-y-Standard, Chloralhydrat und V er airin auf ihre Wirksamkeit untersucht. Einige andere Substanzen, die sich in den verwendeten*,-höchsten Dosen von 40 y/Tier als un-wirksam erwiesen,; will ich nur auf zähl en; es sind dies: Strychnin, Aeonitin, Cblchicin, Coniin, Arsenik, Phenol, Scopolamin, Bruein, Physostigmin, Picrotoxin, Hyoscyamin, Pilocarpin, Thebain, Morphin, Lobelin, Apomorphin, Veronal, Sulfonal, Thymol undCampher.
Über die Hohe der tödlichen DosiS’vgibt die Tab. 1 einen annähernden Aufschluß, wenn aiieh die’ Zahl der Fliegen zu klein war, um genaue Angaben machen zu können. *
Aus dieser Tabelle ergibt sich, daß das HCC-y-Stan-^ dàrdi-r^ï wirksamsten , ist, und zwar
brauchte man für 1 g Tier 0,58 y Substanz, um 50% der Tiere in 24 Stdn. zu töten. Die Wirksamkeit.des DDT pin kristalliner, reiner Form ist etwa Vio so stark; sie liegt , zwischen .1 und 7 y. Die Ergebnisse schwanken außerordentlich find weitere Versuche sollen die Frage klären, wieweit das Alter der alkoholischen Lösung dabei eine Rolle spielt. In eine ganz andere Größenordnung der Wirkung kommen wir beim Vera-trin und Chloralhydrat, wo 1,4 mg bis 1,9 mg für 1 g Tier nötig sind, um 50% zu töten. In den Spalten 5 und 8 steht der doppelte mittlere Fehler, der das Maß von Genauigkeit bei den verwendeten kleinen Zahlen von Versuchstieren angeben soll. Er ist teilweise sehr hoch, weshalb noch größere Versuchsreihen in Arbeit
364
P. N. WIT T
sind. Die Zahlen toter Fliegen im parallel verlaufenden Leerversuch liegen immer deutlich unter den Zahlen der vergifteten Tiere; wegen ihrer Kleinheit brauchen sie nicht berücksichtigt zu werden. Die töd-‘ liehe Dosis für 1 g Tier habe ich auf ein bei diesen Versuchen gefundenes Durchschnittsgewicht von 24 mg/Fliege bezogen.
In einer anderen Versuchsreihe wurden größere Tiere, Frösche und Mäuse, mit hohen Dosen DDT vergiftet. Die Angaben von Mooser16, daß bei per-cutaner Applikation dort die tödliche Dosis wesentlich höher liegt (mehr als 100-fach höher), konnte ich, besonders bei Mäusen, bestätigen; ich ging deswegen zur subcutanen Applikation über. Di© toten Tiere wurden seziert und die Organe (Herz, Lungen, Nieren, Milz, Leber, Muskulatur und Gehirn) mehrere Tage lang im-Brutschrank getrocknet. Dann wurden sie zerstoßen und mit Aceton ‘extrahiert, wie es .L ä u g e r17als Methode von Wiesmann andeutet. Die eingehende Beschreibung in der Originalarbeit von Wiesmann war mir leider nicht zugänglich. Der Ace-‘ ton-Extrakt wurde wieder eingedampft und der trok-kene Rückstand in 1 ccm absol. Alkohol ‘gelöst und Fliegen in der Menge von 0,002 ccm: auf getropft. Er erwies sich, im Gegensatz zu dem Extrakt aus den
16 H. Mooser, Schweiz, med. Wsefir. 74,947 [1944].
. •17 F. LA u g e r , E. P ü 1 ^«‘jÉlfeaW M ö: n t i g Helv. physiol. Acta 3, 405 [1945].
Organen gesunder Tiere, als sehr giftig. Über die gefundenen Werte geben die Tabellen 2 a, b und c am besten Auskunft.
Die Zahlen der zum Test verwendeten Fliegen sind zu klein, um aus dem Ergebnis sichere Schlüsse ziehen zu können; es scheint mir aber, auf Grund der deutlich erkennbaren’. Unterschiede doch möglich zu sein, einiges mit <Wahrscheinlichkeit herauszulesen Tab. 2 a zeigt, daß sich im Gehirn âm wenigsten Gilt befindet), was auch Tab. 2 b bestätigt, während unter den anderen Organen keine so deutlichen Unterschiede
Tab. 2 a. Ein Frosch bekam 0,5 ccm-einer konz. alkoholischen DDT-LÖ(Sung‘ in das; ‘Sitzwasser, der Tod erfolgte nach 2 Tagen. Der Extrakt jedes Organes wurde jn je 1 ccm absol.-Alkohol .gelöst, davon jeder Fliege 0,002 ccm auf getropft.
Tab. 2b. Ein Frosch bekam 18 mg des HCC-v-Standard in den Brüstlymphsack) ein Vergleichsfroach ‘w’pr.dS durch Dekapitätion getötet. Die Organe wurden in der angegebenen Weise; extrahiert und, in Me ‘l “ccnr
absol. Alkohol gelöst, jeder Fliege 0;ÖÖ2 ccm aufget:rk§||.f;)
Tab. 2 c. Eine Maus bekam 5 mg DDT subcutan, eine zweite , 2 mg DDT subcutan;. Extraktion ‘ wi’e.’öb^hj Lösung in absol. Alkohol und «Betropfèn jeder Fliege mit Q’,Q02wccm> •
365
TJEJ«*ZUß PRÜFUNG INSEKTIZIDER SUBSTANZEN
hervorstechen, daß man von’ einer Anreicherung irgendwo sprechen könnte. Das kleine Zahlenmaterial läßt weitere Versuche in dieser Art wünschenswert ÄS^ffeen: Tab. 2 b zeigt zum Vergleich die Austestung eines,• vergifteten und eines gesunden Fro-schos, wobei die Zahlen bei dem gesunden Frosch aidesmal deutlich unter denen des vergifteten liegen, Vas dafür spricht, daß die Giftwirkung auf DDT oder -einem Abbauprodukt ■ desselben beruht. In Tab: 2 c werden 2 Mäuse verglichen, die verschiedene Dosen bekommen haben; der Unterschied bei dér Giftigkeit der Organextrakte, zeigt die Abhängigkeit der DDT-Konzent’ration in den Organen von der gegebenen’Menge, zeigt aber auch gut die. Brauchbarkeit des Tests zur quantitativen Bestimmung insektizider Substanzen.
Weitere Versuche machte ich vergleichend an Maden, Puppen und ausgewachsenen Fliegen. Ich hoffte, aus dqr verschiedenen Wirksamkeit in den verschiedenen Entwicklungsstadien etwas über den Mechanismus des Eindringens, des Angriffspunktes und der Wirkungsweise aussagen zu können. Die Substanzen wurden hier, wenn nicht anders angegeben, wie bei den erwachsenen Fliegen auf getropft.
Bei den Maden konnte ich in mehreren Versuchsreihen mit DDT und den zwei verschiedenen HCC in Dosen bis zu 10 y/Tier keine Wirksamkeit feststellen; nâ.ch 10—TI Tagen war béf den behandelten und bei den Kontrollieren nicht eines gestorben. Dagegen starben die Maden bei der Behandlung mit kristallisiertem DDT’ innerhalb von 4 Tagen im Gegensatz zu dep mit Talkum behandelten Konfrontieren.
Bei Puppen wurde DDT bis zu 10 yl Tier auf getropft, wonach ebenso viele unversehrt schlüpften wie. bei den . mit absol. Alkohol betropften Kontrollen. Der Nachweis, daß keine wirksamen Mengen . in das Tier eindringon, wurde dadurch geführt, daß Puppen, aus der vergifteten Hülle genommen, für daraufgesetzte ‘Fliegen ungiftig waren. Andererseits starben Fliegen, die auch nach längerer Zeit auf die vergiftete Hüllhj; gesetzt wurden, was anzeigt, daß das DDT noch Vorhanden war. Es bleibt noch die Möglichkeit, daß kleinere Mengen in das Tier eindringen und dort “sofort entgiftet werden, worüber diese Versuche nichts aussagèn.
Wenn man das Gift unter die Puppenhülle injizierte (ich. verwendete je. 10 y in 50-proz. alkohol. Lösung), *éppfimg die Sterblichkeit wesentlich von der Injektionsstelle ab- Bei Einstich am Hinterende der Puppe war die Sterblichkeit nicht wesentlich höher als bei der Injektion von 50-proz. Alkohol an derselben Stelle,, wobei das Gift wahrscheinlich in den Exuvialraum18 gelangte. Die Gabe in die Körpermitte hatte das Ster-ben aller Tiere wie auch der. Vergleichstleré zur Folge! Hier wäre noch die Ausarbeitung einer möglichst schopenden Injektionsmethode notwendig.
»Aus diesen Versuchen er gibt sich folgendes: DDT, in 50:proz. älköhol. Lösung auf Puppen-auf getropft und am ’Körperende injiziert, ist J>is zu der verwende-
lk, KÄzbi. SM: 7^i|9|^lKi
ten Menge von 10 yl Tier ungiftig, wird auch zum mindesten nicht vollständig von der Puppe entgiftet, wie daraufgesetzte Fliegen zeigen. Bei der Injektion in die Körpermitte, wobei wahrscheinlich das Tier selbst angestochen wird, wirken bereits 0,002 ccm 50-proz. Alkohols tödlich, so daß ein Vergleich mit DDT sinnlos ist.
Um die Wirkung an isolierten Fliegenbeinen zu beobachten, wurden vergleichende Untersuchungen mit kristallinem DDT und in absol. Alkohol gelöstem, ebènso mit NaCl-Kristallen und NaCl-Lösungen gemacht. Kristallisiertes NaCl, auf ein isoliertes Fliegenbein gestreut, verursachte Zuckungen, die sich nicht von den ‘durch DDT hervorgerufenen unterschieden. Dagegen konnten mit alkoholischer DDT-LösungZuk-„kungen hefvorgerufen werden, die sich mit NaCl-Lö-sungen nicht naphmachen ließen. Das Halten über eine Ätherflasche unterbrach die Bewegungen, wie bereits bei Domenjoz3 angegeben. Wenn man Beine kurz nach der Vergiftung der Brust der Fliege amputiert (nach 30 Sek.), nachdem man darauf geachtet hat, daß die Beine nicht von der Lösung benetzt worden sind, so beginnen- sie allein nicht zu zucken; nach Beginn der Zuckungen amputiert, bewegen sie sich weiter.
.i! s t Q1 o g i e
Ein weiterer Versuch, Aufschluß über die Wirkungsweise des DDT zu bekommen, wurde auf histologischem Wege unternommen. Sowohl gesunde als auch vergiftete Maden, Puppen und Fliegen wurden fixiert, in Paraffin eingebettet, geschnitten und gefärbt; ‘ unter dem Mikroskop wurde besonders das Zentralnervensystem verglichen.
Zur Fixierung -bewährte sich jedesmal frisch bereitete, 60 ° C warme Garnoy-Lösung, die aus 6 Tin. absol. Alkohol, 3 Tin. Chloroform und 1 TI. Eisessig gemischt wurde. Darauf kamen die Tiere in absol. Alkohol, dann mehrere Tage in Benzylbenzoat. Von dprjf”brachte iclÄ|& in warmes Benzol, dem ich im Laufe vom 3—4 Stdn. Paraffinflöckchen zusetzte, bis durch allmähliches Abdampfen des Benzols eine reine Paraffin-Lösung entstanden war. Das Paraffin wurde noch einmal gewechselt; darauf wurden, die Objekte in • Förmchen, gegossen.
Schnitte von etwa ja Dicke wurden in der üblichen
Weise mit dem Mikrotom gemacht und mit der japanischen Methode (Schmorl) auf Objektträger aufge-.
Die Färbung erfolgte mit Hämalaun-Eosin, teilweise auch mit konz. wäßriger Nilblausulfat-Lösung mit nachträglicher Differenzierung in 1-proz. Essigsäure, um das Zentralnervensystem speziell betrachten zu können. Am Schluß Entwässerung und Einbetten in Oanadabalsam.
Auch bei mit kleinen Dosen langsam vergifteten Tieren konnte ich bisher keine morphologischen Veränderungen am Zentralnervensystem beobachten.
366
TEST ZUR PRÜFUNG INSEKTIZIDER Ä^«AN 111
V. A us wertung der V er sue he
Durch die Auswertung der geschilderten Experimente glaube ich einen Beitrag zur Frage dès? Eindringens, des Angriffspunktes und der Wirkungsweise des DDT und HÖC lèisten zu können^–
Das Eindringen scheint nicht durch die Chitin-platten des Insektenkörpers zu ’.erfolgen-‘ ^wenigstens dringen keine wesentlichen Mëhjgen. . hindurch, sondern das Gift dringt an den Dückën1 ^des starren Panzers wie an den Gelenken, Sinnes-■ :organen und Stigmen ein, wie ès bereits L ä^ii-g er1 vermutete. Für diese Annahme scheint zu-_ sprechen, daß bei, dem durch keine; ‘sG’hwachC> Stellet unterbrochenen Chitinpanzer. der Puppe, der sich sonst nicht vein Panzer der dPJoÉge. unter-_ scheidet,- das DDT ;,d|i der Oberfläche bleibt, während das Sùeré. ungiftig ishBMi|0s|eht ; noch die Möglichkeit, daß das eingedrürigene Gift: gleich im Inneren- entgiftèt ^rd;-;Bei der Made , .MeibJ^rdie -Frage
haupt durch die. Haut m den Körper eindringt, da-dieser An; der Außenseite T^äßjig’-feucht^ist undJ dàûDpT fast wasserunlöslich. Içh konnte Màdén ■nur mit,massiven Dosen kristallinen-Giftés töten, . wähjschéüdich dadurch,- daß sim es fraßen, was ■> .beweist, daß. Maden auch’nicht ganz uüèinpfihd’ ;Meh sind.
‘ Wenn die Versuche’auch nicht+bç^ëi^en, daß , das DDT am Zentralnervensystem mngreift,: &È£ -machen sie ës doch wahrscheinlich, »me^iauç|i& schon nâch anderen Arbeiten zu vermuten war. Dafür spricht, daß DDT geradé bei dèr”Puppë’.ün::^ wirksam vorausgesetzt, daß esöibérhanpt^B^ dringt. – Béf diesen ist, besonders in den Tagen ihrer* Entwicklung, das ZëhtràIhérÿën-\_ system dm Pmbau begriffen und der Stoffwechsel auf ein Minimum herabgesetzt. Dann1 wurde diÂ^ geringste Konzentration” des Giftes bei. ‘größeren;.-
Tieren im‘f*ehirn ïestgêstèîlt, was. demi. Aügriffs^ punkt dort auch, nicht zu wider^ïp^i|i ‘ scheint.;. Man könnte sich ■^pstpllen, ‘daß d-ofthi^^bën^p-, viel DDT wie in die^^udèifen-prgan;é g^Mgt^ùhér-imëGëhirn, • als aij-s
gëhauf .oder’ in- üngMIi^^Vérbindungeh-üh führt wird.
Das Auftreten^Mfi^ämbf-éh ah’isb,lierteUFlfelt genbeinen teilweise ,binet
unspezifische Wirkung zti’Sein; denn dasBëstreueu der* Beine mit. NaCÏ/ërgab dieselbe Wirkung,’ Fuf-; den Nachweîs:,4der vp§ _ D örnh-h tèn Wirkung Auf:v. B:u d d^b r^C;k;6 und T o nn er4–5 beschriebene periphereNervensystem der
notwehd^^ fb|^®%^Bi^pihiicht s dafür. Übrigens konhtei^ du^^^^§iftungw^^»lie;^^KrÖ^:e:h-muskeln und ^^^^Musk^hl^^äraten kfine Zuk-^^^^@!pe^.QrrùfeSt^;V
D as ver häl Todes • am
gïsche Yerande-i ungen nnw ahiSÖhemliciM^^paffl Mëhj^phe- funktionelle Ur§af©h^ vermuten.oDlesë’ Annahme .wird ‘dadurMp’gestütMi daß io%in hi^m ‘ logischen Prapàraæu auch an mit- kleih^Mp,ösem Iangsäm^Véig4ftetëu|^^Fm^dihMM^^ifatBifilM ^Sp&iingën oder. ^^^|^@^^m^Vefanderun-getf|g^)pf*nervensystem -feststeilen, kcmnIîe’.K
Es war nicht verwundèrlich, dâß Vefatrin >;als ; wirksam festgestëilt i^gâ4^wënÀ~1a^^^^^|Mter- . schied d^^wirks’àm^^Hosëh hier, h^gyers deutlich zum Ausdruck kommt. Esjst-im SabadM^si^-s und ä^iréh; In®f|i^
langeiîam Gebrauch. H^^^^^S^überrascBS^dij^. Wirksamkeit .Vpn -Çhto^ in?
größere^ . Vprsuëh^mhen hachgeprüft^ werden muß, eventuell auch, an chemisch ähnlich gebauten Vé’rbmdufigenn”‘