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Das Neueste aus der Wissenschaft:
Eine Spinne Wird Schizophren
Ein Bericht von Julius Wcilmdiin
ln diesen Tagen wurde in der Schweix ejn wissenschaftlicher Versuch abgeschlossen, bei dem Spinnen vorübergehend „wahnsinnig” wurden und auf diese Weise das Geheimnis der Geisteskrankheit Schizophrenie klären halfen.
So verändert sich der Bau des Spinnen– netzes, wenn man die Versuchstiere mit iolgenden Gilten liittert:
Das Normalnetz der Spinne. Die wunderbare Ordnung – dieses Netzes zeigt, daß das Nervensystem der Spinne, die es gebaut hat, vollkommen gesund ist. 1st die Spinne krank, ändert sich auch der Netz- bau ins Krankhafte. Da das Nervensystem der Spinne .aber dem des Menschen ähnelt, ergab sich die Überlegung, Spinnen als Versuchstiere für Nervengifte, Drogen und Medikamente zu benutzen. Bei einem dieser Experimente entdeckte man jetzt einen Stoff, der im Körper von Geisteskranken kreist.
Mit Marihuana
Die Spinne hat eine winzige Menge des Rauschgiftes Marihuana aufgenommen, eine Droge, die wiè Haschisch aus Hanf gewonnen wird. Unter dem Einfluß dieses Giftes hat die Spinne die gewohnte Ordnung ihres Netzes „vergessen“. Sie läßt ganze Partien aus, ihr Gedächtnis ist blockiert — ähnlich ergeht es dem süchtigen Menschen. Auen er ist zur gewohnten Arbeit nicht mehr fähig…
Mit Schlafinittel
Auf ein rezeptfreies, also leichtes Schlafmittel reagiert die Spinne ni”1’* wie zu erwarten wäre, mit Müdigkeit. Für sie ist das Mittel tu stark. So baut sie also übereifrig, geradezu hektisch; aber die Architektur ihres Netzes wird bizarr. Seine Grund- slruklur ist aufgehoben, das Netz ist nur noch „Ausschnitt“. Pas Mittel hat das Gesichtsfeld der Spinne entscheidend verändert, wie es auch bei der Schlafmittel-Vergiftung des Menschen geschieht.
Mit Morphium
Unter dieser Droge verliert die Spipne vollends den Trieb zum Ausbau des Netzes. Zwar hat sie die Fundamente gelegt, aber es scheint, als ob ihr Richlungssinn gestört wäre. Krumm und verzerrt laufen die sonst so exakt ausgerichleten Fäden. Im unteren Netz-Drittel hat die Spinne ihre Arbeit, abgebrochen; bleierne Müdigkeit erfaßL sie. Wie ein morphiuinsüchtiger Mensch verfällt auch das Tier der Energielosigkeit, und Schwäche. Sein „Wille“ ist gelähmt, selbst auf Nahrung wird verzichtet.
Mit Coffein
Hier ist die Anlage des Netzes völlig zerfallen. Statt der „normalen“ Bauzeit von einer Stunde brauchte die Spinne für dieses Nichts an Netz drei Stunden. Auch in ihren Bewegungen zeigte sie ziellose Unruhe. „übermäßiger Genuß“ des sonst belebenden Cofleins zerrüttete ihre Nerven; sie wird „fahrig“ wie ein Mensch, der dem Coffein verfallen ist.