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Sonderabdruck aus
Arch, exper. Pathologie u. Pharmakologie, Band 208. Heft 2/3
(Düsseldorfer Tagungsbericht 1948)
Springer-Verlag, Berlin • Göttingen • Heidelberg. (Nicht im. Handel.)
P. Witt (Tübingen): Insektizid-Untersuchungen als Beitrag zur vergleichenden Pharmakologie des Nervensystems.
Zur Frage der Wirkungsweise von Insektiziden wurde vergleichsweise mit anderen Stoffen die Grenzkonzentration der tödlichen und
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P. Witt: Insektizid-Untersuchungen.
der eben erkennbaren Wirkung an WaSsertieren verschieden hoher t Organisationsstufe bestimmt.
Versuchstiere. Als hochorganisierter Einzeller ohne anatomisches f
Nervensystem Paramaecium, als Coelenterat mit diffusem Nervennetz *
ohne Zentrenbildung Hydra fusca, als Würmer mit gleichem Strickleiternervensystem, sonst aber erheblichen Verschiedenheiten, Regen-wurm, Egel und Stylaria lacustris, Teichschnecken mit dem konzentrierteren Nervensystem der Mollusken, die im Wasser lebende Larve der Eintagsfliege Cloeon und Wasserwanze Corixa als Insekten und als Wirbeltiere Forellenbrut und Kaulquappen von Rana esculenta.
Bei Auswertung der 48-Std-Werte verhalten sich: Salze durch die Tierreihe gleich, KCl wirksamer, aber nicht giftiger als NaCl. Bei den Narkotika nimmt Urethan in der Tierreihe an Wirksamkeit zu, jedoch nicht an Giftigkeit; Alkohol ist überall etwa gleich wirksam, für Chloral-hydrat sind dagegen schon niedere Tiere sehr empfindlich; außer bei Paramaecium und Hydra zeigt sich die erste erkennbare Wirkung der Narkotika in leichter Erregung. Von den zentralen Analeptika sind Cardiazol und Strychnin zunehmend wirksam in der Tierreihe, Kokain hat gleiche Wirksamkeit und Giftigkeit bei Paramaecium, Wasserwanze und Kaulquappe. Die ,,Insektizide mit geringer Tierspezifität“, z. B.
Safrol und Nikotin, sind auch für Nichtinsekten gefährlich (Nikotin beschleunigt bei Paramaecium das Pulsieren der Vakuole). Die „spezifischen Insektizide“ DDT, HCN und Veratrin haben alle drei typisch zunehmende Wirksamkeit in der Tierreihe, dabei aber einen Höhepunkt der Giftigkeit (verbunden mit geringster Wirkungsbreite) bei den Insekten.
Des weiteren wurde gefunden, daß sich die „spezifischen Insektizide“ bei den Insekten im Gegensatz zu allen anderen Tieren praktisch nicht mehr auswaschen lassen. Dies führt zu der Annahme, daß die praktisch beobachtete spezifische Toxizität für Insekten bedingt ist durch eine mit hoher Wirksamkeit am hochorganisierten Nervensystem vereinigte besondere Haftfestigkeit.
Tabelle 1. Beispiele der eben erkennbaren (ee) und eben tödlichen (et) Wirkung wäßriger Lösungen, aufgetragen als negativer Logarithmus der Konzentration.
Druck der Univcrsitätsdruckorci H. Stürtz AG., Würzburg