Read OCR Digitized Article Text
NOTE: This plain text article interpretation has been digitally created by OCR software to estimate the article text, to help both users and search engines find relevant article content. To read the actual article text, view or download the PDF above.
Soixlrralxlruck :
Wduuullmu^Mi tit’s Sdi\v(ù/(‘i’iMolioii Vort^ins der Physiologen und Pharmakologen 35. Tatung in Pribourg am 22./23. Oktober 1040
llolv. Physiol. Acta, 7, C 65-C 06 (1949)
P. N. Witt (Tübingen und Bern): Verschiedene Wirkung yon Pervitin und Coffein auf den Netzbau der Spinne.
Die Wirkung zentralnervös angreifender Substanzen wie Pervitin und Coffein ist komplex, sie setzt sieb aus der Wirkung auf viele verschiedene Punktionen zusammen. Wollen wir die Substanzen in einer Prüfung unterscheiden, müssen wir sie auf einen Lebensvorgang einwirken lassen, der einerseits möglichst zusammengesetzt, andererseits ausreichend bekannt, regelmäßig und meßbar ist. Die normalen Gesetzmäßigkeiten im Netzbau der europäischen Spinne Zilla litterata sind hauptsächlich durch die Arbeiten von Peters in Tübingen weitgehend bekannt, sodaß sich bereits feine Abweichungen von der Norm mathematisch-statistisch erfassen lassen. Die zahlreichen am Netzbau beteiligten Funktionen werden unter Substanzwirkung einzeln oder in Gruppen beeinflußt, und aus der Summe der beeinflußten Funktionen wird versucht, eine Charakteristik der Substanzen herauszuarbeiten.
Jede Spinne wird in einem Holzrahmen von 35×35 cm angesiedelt, wo sie nach Zerstörung des alten fast täglich ein neues Netz baut. Das Netz
wird mit Ammoniumchlorid beräuchert, von der Seite beleuchtet und vor
% ‘
einem schwarzen Hintergrund photographiert. Auf der Photographie wird die Messung von Winkeln, Fadenabständen und Flächen vorgenommen.
Eine Tabelle zeigt zahlenmäßig und eine andere schematisch die Einflüsse von Pervitin und Coffein auf 7 verschiedene Funktionen. Geprüft wurde die Häufigkeit des Netzbaus, die Größe der Fangfläche, die Netzbauzeit, das Verhältnis der Netzachsen zueinander, die Restsektoren, die Regelmäßigkeit der Klebfadenabstände und die Intaktheit der Radialfäden. Der Auswertung liegen 23 Coffein-, 26 Pervitin- und 256 Normalnetze zu Grunde. An der Abbildung von 4 Netzen werden die 7 Funktionen und ihre Abweichungen erläutert. Außer bei der Netzgröße und den Restsektoren zeigen die Substanzen verschiedene Wirkung auf jede Funktion. Andere Medikamente zeigen ein anderes Wirkungsspektrum.
Die Unterschiede sind deutlich, da großenteils geringe individuelle Streuung und exakte Ausmeßbarkeit. Durch Messung von neuen Proportionen des Netzes ist die Methode ausbaufähig und macht es aussichtsreich, daß man auch feine Veränderungen am Molekül der Wirksubstanz pharmakologisch unterscheiden kann. Solche Versuche sind geplant.
(Phartnsil’olof/isrfies Institut der lUniversität Tübingen und Pharnuikologi (hr Institut der f niversität Hern)