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Dipl -Qbeni £>i ffiSg EywS
Wenn ein gesunder Geist plötzlich krank wird .. .
Das Phantasticum Lyscrgsäurediäthylamid und seine biologische Wirkung
Die moderne medizinische uml pharmazeutische Forschung kennt zahlreiche unit deren Hilfe es
mögtidi geworden ist. früher sdvfc-er oder nicht beeinflußbare Krankheitsbildcr z« heilen. Voraussetzung für eine Anwendung am kranken Menschen war aber die Prüfung ihrer Wirkling im Tierexperinieiit, um zu .verhindern, daß giftige oder in erhöhter Dosis giftig wirkende Substanzen dem menschlichen Organismus Sdiaden zufügen. Bei allen diesen Versudicn steht immer die Frage nadi der Vergleichbarkeit der Wirkung einer Substanz hei Mensdi und Tier im Vordergrund. Diese Frage ist verhältnismäßig leidit zu beantworten hei der Prüfung von chemotherapeutischen oder ailti-hiotischeu Heilmitteln, also hei solchen, die einen Krankheitserreger vernichten sollen, da im allgemeinen angenommen werden kann, daß sidi dieser gegenüber licrisdiem oder menschlichem Blut, Oe wells wasser, RückenmarksHüssigiceit, Harn, Zellen oder anderen Aufenthaltsorten gleichartig verhält.
Schwieriger wird die Frage der Vergleidiharkeit bei der Prüfung von Stoffgruppen, die einen Einfluß auf das zentralnervöse Geschehen, auf deli seelisdien Be-rcidi ausüben. Mit soldien Stoffen beschäftigt sich die Medizin neuerdings bei der Aufklärung der Stoffwech-selvorgängc im Gehirn und ihrer Veränderung hei Geistesstörungen. Sie sind aber and» schon als lnhalts-stoffe berauschender und Verwirrtheitszustände hervorrufender Drogen, wie das Meskalin, der Hasdiisdi oder das Atropin und Skopolamin der Tollkirsdie, des ■ Bilsenkrautes und der Alraune, das Coeaiu der Erv-f/iro.vv/ofi-rorn-Blätter und das, Morphium des Mohu-saftes, lauge Zeit bekannt. Zweifellos besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr denn je der Wunsdi. ein Testobjekt zu erhalten für die „schizophrenogenc” ..halluzinogene44 W irkung aus dem intermediären Stoffwechsel isolierter Wirkstoffe oder aber für synthetisch hergestellte Stoffe, die einesteils seelisch beruhigend und entspannend wirken — wie „Ataractica44 von der chemischen Klasse des Meprohamat (die sogenannten ..Glürkspillen”) und -Tranquilizer” von der Art des aus der Stoffgruppe der Pheiiothiazine (s.ORION 1954 S. 169) stammenden -Megapheu Bayer** •—, anderenteils aber in unerhört geringer Dosis Zustandsbilder hervorrufen. die grüßte Ähnlichkeit mit schizophren-artigen Geisteskrankheiten aufweiseti, wie zum Beispiel das D-Lysergsäurcdiätliylaniid.
In diesem Zusammenhang ist auch der sogeuanute Netzhäute«! der Spinne gelegentlich erwähnt worden, che er norli seine Bewährungsprobe ablcecn konnte.
Dieser Test beruht darauf, daß die Spinnen uniter dem Einfluß einer in ihrer W irkung auf den Menschen bekannten Subst a nz eil» verändertes NetzI)au ve rb a liten zeigen, das tm fertigen Netz ; ‘.ulesen ist. ineßb.’ – atts-
gewetstijst word« uHj& • ^ößicijijj^ls füw^l ge
gebene Substanz, di a ra k tc r is tis eil ist. Dieser Test .irde zufällig entdeckt, als Professor Dr. Hans M. Triers 1948 in Tübingen als Spinucnsachvcrstäiidigcr für das Göttinger -Institut für Film und Bild in Wissenschaft lind Unterricht” eitlen Film über den Netzba« »1er Kreuzspinne aiifiieliineu wollte. Er hatte jedoch Schwierigkeiten wegen der vorwiegend nächtlichen Bautätigkeit der Kreuzspinne und bat den Pharmakologen Dr. Peter i\. Witt um eilt AuregilugsmitteI, das die Spinnen zum früheren Bauen veranlassen komite. Hierbei stellte sich heraus, daß die Tie re unter der Einwirkung eines derart igelt Anregung^ mittels zwa|?:.)iidit früher bauten, d a ß – j be r ihre Ne. – Verande” :,gen auf wiesen. Von diei c Zufailsentd .ntig nahn die Untersuchungen über die Wirkung wm Substanz, u auf das Netzbaiivcrhalteu der Spinne ihren Ausgangspunkt, die vornehmlich von Peter N. Witt durdigeführt wurden. Eine zusaitiiiicitfasseiidc Übersicht der Ergebnisse bisher geprüfter Stoffe und des methodischen Vorgehens findet sich in der sehr sorgfältig bearbeiteten, 1956 iut Springer-Verlag erschienenen Monographie von Wilt über -Die Wirkung von Substanzen auf den Nctzhnii der Spinne als biologischer Test44, aus der im vorliegenden Beitrag einige Ergebnisse, welche das Netzbauverlialteu unl»*r dem Einfluß der Phanlastieu betreffen, lierausgcgr fen wurdet
Das Anwendungsgebiet des Testes liegt hau tsädi-lidi in th r biolo; scheu Idc ili/.ierung von S >ffen. Einen Vc gleich r ‘iisdiltcher > raiimbildcr mit d< * veränderten Netzba’ weise zu ziehen, ist unberechtigt, da Traumbilder dem seelisdien Bereich entstammen, der bei der Spinne bödistwahr«dieinlidi nicht vorhanden ist. Ihr Netzbau ist uidits weiter als eine seiistirisdl-
Links: Kurz nacii der rechten Skizze von der Nebenseite: „Die Umrisse des Modells sind normal, die meiner Zeichnung aber nicht. Ich reiße mich zusammen und probiere nochmals: es geht nicht. Ich gebe es auf und lasse mich beim dritten Versuch gelten4* – Mitte: Kurze Zeit später. „Ich fange erneut an und produziere in einem Schwung diese Zeichnung“ — Hechts: Farbiges Bild {Tempera) 23h Stunden nach der ersten LSD-Dosis, erregter Zustand. „Perspektive des Raumes ist verändert, alles bewegt sich … alles ist in ein Geflecht von Farben eingespannt.. .
Das Gesicht des Modells hat sich zu einem diabolischen Zerrbild verzogen44
motorisch .gelenkte lustiuklh auditing eines vom Verhalten gesteuerten komplizierten Be weguiigsmedi au ismus. Der Spiutieutest bietet jedoch die Möglichkeit, alle Theorien über die, auf stofflicher Grundlage beruhende Entstehung von Geisteskrankheiteu zu überprüfen.; indem man die von Begleitstoffen befreite Körperflüssigkeit im ‘Walut Befindlicher an Spinnen
verfüttert u »nl ihre Netzbauweise beobachtet. Die Spinne erweist sich insofern als ein günstiges Modell, da sic analog dem Menschen mit dem in der Wirbel-tierreihe höchstkouzeiitrierteu Zentralnervensystem in der Wirhcdloseiireilie das hödistkonzeiitrierte Zentralnervensystem besitzt, in großer Zahl verfügbar ist, nur geringe fiidtvidiiulsdiwaiiktiugen im Nctzbaiwer-
12. Jahrgang • Nr. 9 • September 1957
TOIDN
— vereinigt mit Prisma — ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT ;v ÄR NATUR UND TECHNIK Verlag Sebastian Lux Murnaü,-? Mündien • Innsbruck * Basel
V erantwortl idler Chefredakteur: Hcinridi Kluth
Links: fetler und Aquarell, 4″t Slumtcn nach der ersten LSD-Dosis. Euphorische Stimmung. Rauschzustand ist etwas zurückgegangen. Versuch ein dem ersten ähnliches Porträt anzufertigen. ..Wenn ich nicht auf der Hut bin. fließen die Bewegungen weg*4 — Mitte: Farbstiftzeichiuing. 5Vi Stunden nach der ersten LSD-Dosis. «Hs sind vielleicht meine zerfahrenen Bewegungen, daß ich noch nicht zeichnen kann wie sonst… Ich spüre und sehe, wie wenn Flut und Ebbe des abklingenden Rausches um mich hcrumspüllen <es reicht mir noch bis zum Knie), und langsam bleibt nur eine spiralförmige Strömung übrig“ — Rechts: Kohlezeichnung. 8 Stunden nach der ersten LSD-Dosis. Der Rausch ist bis auf kleinere Wellen <z. B. von Zeit zu Zeit blitzartig auftretende Verzerrung der Gesichter) abgeklungen, die Versuchsperson fühlt sich zerstreut und -müde. „Zum letzten Bild habe ich nichts zu sagen: es
ist schlecht und langweilig44