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Mittwoch. 27. April 1955
Wenn Spinnen spinnen
“^fe^Wissënsckàft hat^t*der^adu^t*überrascht, daJSiiÄpläfeh. jvafiaftîM^r «înaifôg^MB^pll »ve^~ ? langt, eine NièdeÉschrift ihres jeweiligen _ Befindens bfâiâiéri,.diei‘’ffl|!t:mätkemaflssher Gemaiiigk^t y er-f&,”;’mi:t Winfee’lmesseMund, Lineal _ ent
ziffert’ werden kann. Dies . ist das.-^Ergebnis B 3hr.-j zehntelanger Forschungen des Tübinger -Zoologen Professor Dr. -HansJEeters¿ der die strenge Ordnung. des¿Spinnennetzes ermittelt^und nachgewiesen hat,, vrorauf. sieberuht. Der Schweizer Dr. Peter Witt vom .pfctrmakölogischeri Institut der Universität Bern erweiterte ¿Peters’ -Erkenntnisse, die darauf beruhen, daß alle zu Forschungszwecken benutzten Spinnen die zuryRegutachturig erforderlichen „Protokolle ‘|§î§Pg «.Mdd ^zwar »im Gestalt »rer
außerordentlich’verschiedenartigen Netze. Diese Pra»! tökolle. von denen -es. inzwischen, sayÄr. geordnet .uéÊ kaiÔ^MèsâTaiïsënde gife|y sind ein lidies Spiegelbild des Nervensystems der Spinne. Ist; dies in ¡Ordnung;§teó iweist auch -das Netz die uns immer wieder, ^frappierende Ebenmäßigkeit auf. Ist ; es tKrank, ‘Üarihlfe^randert s/ch auch das .Netz ins Krankhafte. Da das. Nervensystem der Spinne ■ dem ‘ des Menschen ähnelt, karn-inan aut die Idee, Spinnen als .Versuchstiere für Nervengifte, Drogen und Medi- ; kamente zu benutzen.
Sßr. Witt’ gebraucht für seine aufsehenerregenden Versuche eine kleine, auch bei uns heimische Spinne mffe«-dem Namen fela-X^notata* weil sie — im Gegensatz zu vielen anderen ¿ihrer Artgenossen — : absolut ortstreu ist. Diese Anhänglichkeit an ihren einmal als Aufenthaltsort gewählten Standpunkt bildete *die entscheidende Voraussetzung lange Reihe von Versuchen. Dr. Witt gab seinen Versuchstieren – als /„Heimat“ ein . Holzrähmchen von ; 40 Zentimetern im -Quadrat und klebte in die eine der vier Ecken eine Papiertüte yon Kleinfingergröße. Diese blieb fortan das Zuhause eines seiner Zöglinge, die er regelmäßig fütterte und deren Netze er ebenso regelmäßig zerstörte, nachdem er sie für.. seinen : Katalog fotografiert hatte. V ■■
iKine – Spinne zu füttern- bedarf yeigenthçhi^nur einer gewissen Fingerfertigkeit. Man setzt eine Fliege mit den Füßen auf einen der zentrisch verlaufenden KJebefäden — -nicht auf einen Radialfaden, denn, diese kleben nicht. Dann wird es meist nur Augenblicke dauern, bis die Spinne, der die Bewegungen ihres Opfers vom Netz über den Signalfaden bis zum Versteck übermittelt werden, heranrast, beißt, tötet ühd dann ihr Opfer einwickelt und es mit sich in den
-Dem passen sieh Witts Versuche an. Er gibt seinen Tieren -aber -nicht Fliegen, sondém Zuckerwasser. Einmal, weil die Spinnen ihre Nahrung nur in flüssiger Form aufnehmen können, und zum andern, weil Zuckerwasser ihr Leibgericht ist. Gibt man nun : dem Zuckerwasser eine minimale Beigabe einer Droge oder eines Arzneimittels, das- auf das Nervensystem wirkt, wie Coffein, Morphium, Marihuana, ein Schlafmittel oder ähnliches, dann werden*wir voller Erstaunen ■feststellen müssen, daß die Spinnen iaila jedes dieser verschiedenartig wirkenden Mittel mit einem für das jeweilige Mittel ganz spezifischei: Netz
Wie aber geht Dp. ^Witt’dabe’i -technisch to|? ÎDenk- I »fiär einfach. Er nimmt eine große Stimmgabel, ver
setzt ihre Arme in Schwte^i^ge^und’ bringt das eine Ende der päbeiyMS’dem Netz in Bgjjuhrung. Dieses überträgt deren S’drwisitfngenj die denen einer Fliege ‘ taüsdieifd ■ ähnlich sitíd,^ind alarmiert die Spinne. Koïnmt sie ^erangescliÖssen. dann kredenzt er ihr! Shit Hilfe einer Injektionsspritze einen Tropfen vergifteten Zuckerv assers. ben sie, da er-, nicht abzu-transportieren ist, an Ort »und Stelle zwischen ihren ¡Mi^ auf schlürf t.
Zerstört mán Munidas Netz, während die Spinne in ; whsémH Vteisi%;i| verdaut, unli $bah sidSbis
pur kommenden iNachJSdann «wird das vergiftete Versuchstier-getreu seinem Instinkt in 20 Minuten ihr tags zUvör zerstörtes Netz an derselben Stelle neu bauen. WasBpunpmjineser NaÄtarbeit entsteht,’ ist eine sicht-und meßbare Aussage dessen, was in dem 5″ stehenden Ärvensy^^Ägs feeres • geht. Dabei ist grundlegender ¡
Wichtigkeit, daß 20 Spinnen, mit dem gleichen QuanS tum einer Droge gefüttert, absolut gleich reagieren,. gapfeS Gegensatz zu Menschen oder VersuehStieren i wie Mäusen und KanihÄehi,^.” :
Hier öj® die Wirkungen einer Reilïe bekannte» Nervengifte: Der Einfluß.deiner winzigen Menge Marihuana hat die Spinne ,-||ie gewohnte Ordnung M^Sl>jjNetzes „vergessen“; lassen. Ganze Partien ä:1 Ühm^Tfehl’eñ? ‘’ihr Gedächtnis ist verblockt, wie bei ; süchtigen Menschen. Auch sie sind zu einer gewohnte ten ‘ÁrUeit^nicht mehr in der Lage.
HSter dem Einfluß ; von Mörppum verliert die Spinne vollends den Instinkt zum Ausbau des Netzes. Seine Fundamente konnte sie noch legen, aber schon J
die Hilfsspirale ist nicht mehr volIstandig¿3und es zeigt sieh, daß|fihr Richtungssiün gest||| ist. Krtmärn ; K||d verzerrt RMÉÉen disf «sonst exakt äüsgeyiehteten Fajajnall Und das Bemerkenswerteste : ‘ InrlK^ren 1, Netzdrittel hat j|iè|Pre Arbeit abgebrochen;-■bleierne ^WMgkeiJi^^l sie erfaßt Sie ziebgprôcë? zwtei loger’ drei der entscheidend wichtigen Klebefäden, dann – verfMli’ sie, -wie der morp’Kiumsüchtige Mensch, Völliger Energielosigkeit und Schwäche. Ohne diese Klebefäden ist das Netz wertlos. Ihr Wille, selbst der zur Selbáterhaltung, ist gelähmt,!/
Áuf .-ein ..rezeptfreies, fes®.- leichtes pfea|nsÄfel reagiert die Spinne völli’g*T>izarr. ihr Netz hat seine frühere Form ganz verloren. Seine Architektur entspricht ■ der langen .rspitzen – Form .eines gotischen Kirchturms und wirkt wie ein Ausschnitt, so,, als sei der Horizont gewaltsam .verkleinert worden. Die sonst langen; und weit verzweigten Radialfäden sind auf. wenige Zenprneter verkürzt. »«Bei ‘ .Coffein -ist die Anlage des Netzes radií®! aufgelöst: Aber nicht Sngr dasii statt ifier “gewohnten für ei-ra¿3
um ein Vielfaches größeres Normalnetz benötigt das Tier tfur-Idl’eseh, .Torso Eber drei-Stunden. Ihre Bewegungen werden bestM’mf von‘einer .ziellosen Un-